Selbstverständlich ist Fußball Teil der humanistischen Kultur.
Schon immer interessierte mich die Ritual- und Fankultur des hierzulande allgegenwärtigen Mannschaftssports: Ein wichtiger Sieg ist eine Spitzennachricht wert; tausende Begeisterte putzen sich heraus, Männer und immer mehr auch Frauen, nahezu jeden Alters. Sie versammeln sich öffentlich in Stadien, vor Leinwänden oder in Kneipen, um einer ziemlich unnormalen, oft sehr zufälligen, deshalb sehr trainingsbedürftigen Körperbenutzung zuzuschauen. Es entscheidet, wie im wirklichen Leben, oft das Glück, wer triumphiert oder leidet. Wer sich für so etwas begeistert und hofft, dass wir England schlagen, benutzt, trotz mancher sozial bedingter Ausfälle, keine Flinte dazu. Man steht da in diesem Stadion und nebenan ein Holzfäller oder ein Ingenieur. Wo gibt es noch dieses Gefühl der (zeitlich endlichen, aber doch erlebten) Gleichheit, auch der Toleranz, verbunden mit dem Gefühl dazuzugehören. Oder, wie Martin Buber schrieb: Gemeinschaft ist, wo Gemeinschaft stattfindet.